07.09.2015: Die Mainzer und ihre Universität: Geschichten und Gesichter aus sieben Jahrzehnten gesucht
Sammlung zur Alltagsgeschichte der Johannes Gutenberg-Universität Mainz entsteht auf dem Wissenschaftsmarkt vor den Augen der Besucherinnen und Besucher
Wie lebte, studierte und arbeitete es sich seit 1946 auf dem Campus der Johannes Gu-tenberg-Universität Mainz? Welche besonderen Ereignisse sind insbesondere ehemaligen Studierenden und Beschäftigten der Universität im Gedächtnis geblieben? Wie haben die Mainzerinnen und Mainzer den Aufbau des Campus und seine Entwicklung über die Jahrzehnte hinweg erlebt? Und wie hat die Universität die Stadt und ihre Menschen geprägt? In den Universitätssammlungen der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) finden sich viele Gegenstände, die vom Alltag aus sieben Jahrzehnten der Mainzer Universität erzählen – von Mobiliar und Mensakarten über Fotos, Plakate und Zeichnungen bis hin zur „mobilen Nachtwächterkontrolluhr“. Die JGU sucht jetzt weitere persönliche Erinnerungsstücke und die damit verbundenen Geschichten: Im Rahmen des Wissenschaftsmarkts am 12. und 13. September (Zelt 3) können die Mainzerinnen und Mainzer, Studierende, Beschäftigte und Alumni der JGU ihre persönlichen Erinnerungsstücke der Universität leihweise überlassen. Kurz-Interviews und interessante persönliche Aufnahmen in der Fotobox dokumentieren die damit verbundenen Geschichten. Diese Andenken werden zunächst auf dem Wissenschaftsmarkt in einem gesicherten Regal ausgestellt – vor den Augen der Wissenschaftsmarktbesucher entsteht so eine neue Sammlung zur Alltagsgeschichte der Universität. Ziel dieses Projekts ist es darüber hinaus, im Jubiläumsjahr 2016 anlässlich „70 Jahre Wiedereröffnung der Johannes Gutenberg-Universität Mainz“ eine Sonderausstellung „Die Mainzer und ihre Universität“ im Rathaus der Landeshauptstadt Mainz zu präsentieren, die persönliche Perspektiven der Mainzer Universitätsgeschichte widerspiegelt.
In den Sammlungen der JGU finden sich viele Exponate, die vom Alltag an der Universität erzählen. So bewahrt das Universitätsarchiv beispielsweise zwei Stühle samt dazugehörigem Tisch auf, die 1946 zur Erstausstattung der Seminarräume im „Forum“ gehörten. Otto Böcher, langjähriger Theologieprofessor an der Mainzer Universität, absolvierte auf diesen Stühlen bereits sein Studium. Aus der Zeit der Wiedereröffnung nach dem Zweiten Weltkrieg stammen auch zahlreiche Erinnerungsstücke, die der spätere Kunsterzieher Hans Günter Weber ge-sammelt hat, und die dessen Sohn – selbst Wissenschaftler an der JGU – nun dem Uniarchiv übergeben möchte: Eine Bescheinigung über seinen Arbeitseinsatz beim Wiederaufbau des Hauptgebäudes, Mensamarken, Seminararbeiten, zahlreiche selbst angefertigte Skizzen und Gemälde, darunter auch eine Ansicht der Universitätsgebäude in der Umbau- und Wiederauf-bauphase 1949. Im Archiv der JGU werden aber auch jüngere Stücke aufbewahrt – Plakate studentischer Aktionsbündnisse oder ein T-Shirt des AStA, Geschirr aus der Mensa, Urkunden und Pokale, die von sportlichen Erfolgen der Mitarbeiter und Studierenden zeugen u.v.m. Ein besonderes Stück ist eine „mobile Nachtwächterkontrolluhr“, mit der bis vor einigen Jahren die Kontrollgänge über den Campus dokumentiert wurden. Die Ethnografische Studiensammlung präsentiert beispielsweise die Reiseschreibmaschine samt Klapptisch, mit der die erste Sammlungskuratorin Erika Sulzmann in den 50er Jahren die Forschungsergebnisse ihrer „Mainzer Kongo-Expedition“ vor Ort festgehalten hat.
Sonderausstellung „Die Mainzer und ihre Universität“
Für die Präsentation im Herbst 2016 ist das Team der Sonderausstellung aktuell auf der Suche nach weiteren Erinnerungsstücken in den Sammlungen und Archiven der JGU. Doch soll die Ausstellung sich nicht nur auf die zufälligen, häufig anonym überlieferten Funde in den Depots der JGU beschränken. Vielmehr sind alle Mainzerinnen und Mainzer, heutige Studierende, Beschäftigte und Gutenberg-Alumni eingeladen, aktiv an dieser Sonderausstellung mitzuwirken. Die Ausstellungskuratoren sammeln in den nächsten Wochen und Monaten persönliche Andenken und sind gespannt, die dazugehörigen Geschichten zu hören.
Weitere Informationen:
Dr. Vera Hierholzer
Sammlungskoordinatorin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz
Universitätsbibliothek Mainz
Jakob-Welder-Weg 6, 55128 Mainz
Tel. 06131 39-24450
E-Mail: v.hierholzer(at)ub.uni-mainz.de
www.sammlungen.uni-mainz.de
Bildmaterial:
(Fotos alle Thomas Hartmann, UB Mainz)
1 Stuhl
Otto Böcher, langjähriger Theologieprofessor an der JGU, hat auf Stühlen wie diesem in den 1950er und 60er Jahren sein Studium absolviert.
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2 Arbeitsbescheinigung
Der Kunsterzieher Hans Günter Weber sammelte Erinnerungen an sein Studium an der JGU, darunter eine Bescheinigung über seinen Arbeitseinsatz beim Aufbau der Universitätsgebäude nach dem Zweiten Weltkrieg.
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3 Essensmarke
Auch Essensmarken aus der Frühzeit der JGU finden sich im Nachlass von Hans Günter Weber.
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4 Hausarbeit
In der Nachkriegszeit wurden Seminararbeiten samt aufwändiger Zeichnungen noch komplett mit der Hand angefertigt, wie ein Andenken Hans Günter Webers an seine Studienzeit zeigt.
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5 Weber Campus
Der Kunsterzieher Hans Günter Weber begann kurz nach der Wiedereröffnung der JGU dort sein Studi-um. In seinem Nachlass finden sich zahlreiche selbst angefertigte Gemälde, z.B. von Universitätsgebäuden im Aufbau 1949.
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6 Plakat
Politische Aktivitäten von Studierenden gehören seit jeher zum Campus-Leben. Im Januar 1974 veranstaltete ein Bündnis aus Schülern, Studierenden und Lehrlingen in Mainz das sogenannte Vogel-Tribunal aus Protest gegen die Politik des damaligen Kultusministers Bernhard Vogel. 900 Teilnehmer fanden sich im Konzerthaus Elz ein und verabschiedeten ein Manifest mit Forderungen.
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7 Shirt
Auch moderne Souvenirs – wie dieses T-Shirt des AStA – sind für die Sonderausstellung von Interesse, verbunden mit spannenden Geschichten, was der Träger oder die Trägerin darin erlebt hat.
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8 Urkunde
An sportliche Erfolge denkt man gern zurück – Urkunden und Pokale zeugen in heimischen Regalen von Wettkämpfen der Studierenden und Mitarbeiter der JGU. Auch sie können Teil der Ausstellung werden.
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9 Nachtwächteruhr
Ein historisches Stück aus der technischen Abteilung der JGU ist eine mobile Nachtwächterkontrolluhr, mit der Kontrollgänge über den Campus dokumentiert wurden.
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10 Reiseschreibmaschine
Die erste Sammlungskuratorin Erika Sulzmann hat in den 50er Jahren die Forschungsergebnisse ihrer „Mainzer Kongo-Expedition“ auf einer Reiseschreibmaschine vor Ort festgehalten hat.
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