Ein Drittel aller Medienberichte über Spielerwechsel in der Fußball-Bundesliga stellt sich im Nachhinein als falsch heraus. Zu diesem Ergebnis kommt die Studie „Mailand oder Madrid?! Eigenschaften und Verlässlichkeit der Fußball-Transferberichterstattung in Deutschland“, die Wissenschaftler der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) jetzt in der Fachzeitschrift „Medien & Kommunikationswissenschaft“ veröffentlicht haben.
Berichte über Spielerwechsel werden von Fans, Vereinsverantwortlichen und Sponsoren genau verfolgt, sind die Transfers doch mitentscheidend für die sportliche und wirtschaftliche Entwicklung eines Vereins. In ihrem Forschungsprojekt haben die Mainzer Kommunikationswissenschaftler Markus Schäfer und Christian Schäfer-Hock alle Transferberichte der Jahre 2010 bis 2013 in den beiden Fußballmagazinen Kicker und Sport Bild sowie in der Bild-Zeitung, der Frankfurter Allgemeinen Zeitung und der Süddeutschen Zeitung untersucht und mit den tatsächlich realisierten Transfers der Vereine der 1. Bundesliga in diesem Zeitraum verglichen. Von insgesamt 2.132 Artikeln waren zwei Drittel korrekt. In den übrigen fand ein Spielerwechsel, über den berichtet wurde, entweder gar nicht statt oder der Spieler wechselte zu einem anderen Verein als berichtet. Häufig war auch der Transferzeitpunkt falsch angegeben.
Die Forscher vom Institut für Publizistik der JGU sehen mehrere Ursachen für diese beachtliche Fehlerquote. Neben hoher Arbeitslast und dem Druck, interessante Geschichten produzieren zu müssen, könnten Sportjournalisten von Vereinen, Spielern und Beratern auch vermehrt für deren eigene Zwecke instrumentalisiert werden. Gezielt lancierte Gerüchte über anstehende Spielerwechsel wirken sich auf die Verhandlungspositionen von Vereinen und Beratern sowie die Marktpreise der Spieler aus – in Zeiten mehrstelliger Millionenablösen geht es da schnell um große Beträge. Nachrichten über zukünftige Spielerwechsel scheinen daher trotz vermeintlich seriöser Quellen für Journalisten immer mit einem Risiko verbunden. So fanden die Kommunikationswissenschaftler heraus, dass viele Transfers auch dann stattfanden, wenn Spieler, Berater oder Manager diese zunächst klar dementierten.
Veröffentlichung:
Markus Schäfer, Christian Schäfer-Hock
Mailand oder Madrid?! Eigenschaften und Verlässlichkeit der Fußball-Transferberichterstattung in Deutschland
Medien & Kommunikationswissenschaft, 64. Jahrgang, Heft 3/2016, S. 379-401
DOI: 10.5771/1615-634X-2016-3-379
Weitere Informationen:
Markus Schäfer und Christian Schäfer-Hock
Institut für Publizistik
Johannes Gutenberg-Universität Mainz
55099 Mainz
Markus Schäfer Tel. +49 6131 39-28269
Christian Schäfer-Hock Tel. +49 351 287-39896
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doi.org/bqv2 (Publikation)