(Mainz, 1. August 2016, lei) Echte und künstlich hergestellte 3-D-Filme lassen sich für den Zuschauer offenbar nur schwer unterscheiden. Psychologen der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) haben den Effekt unterschiedlicher Technologien untersucht und festgestellt, dass es für den Zuschauer praktisch keine Rolle spielt, ob ein 3-D-Film bereits als solcher produziert wird oder, wie etwa bei neuen 3-D-Fernsehgeräten, erst später mittels Algorithmen von 2-D in 3-D konvertiert wird. „Das ist überraschend, wenn man bedenkt, wie viel Aufwand und Geld in die Produktion von echten 3-D-Filmen fließt“, sagt Andreas Baranowski vom Psychologischen Institut der JGU. In der Studie bekamen die Probanden sechs kurze Filmsequenzen zu sehen, jeweils zwei aus den Kategorien Horror-, Action- und Dokumentarfilm. Während zwischen den beiden 3-D-Technologien keine Unterschiede auszumachen waren, ergaben sich für die drei Kategorien differenzierte Einschätzungen.
Die 108 Probanden der Studie wurden mit Shutterbrillen für dreidimensionales Sehen ausgestattet und mussten bewerten, welchen Eindruck die Filmausschnitte bei ihnen hinterließen: Ob sie sich durch die Story in den Film hineingezogen fühlten, ob sie sich durch die Technik in den Film hineingezogen fühlten, welche Erregung oder Aufregung sie verspürten und ob Übelkeit infolge von Kamerabewegungen aufkam. Außerdem hatten sie den Hauptdarsteller des Films zu beurteilen.
3-D-Filme erzeugen, so ein Ergebnis, grundsätzlich ein stärkeres Gefühl, in die Story des Films hineingezogen zu werden als 2-D-Filme, allerdings verursachten sie auch eher die als „Motion Sickness“ bezeichnete Form von leichter Übelkeit. Im Hinblick auf die Filmkategorien fanden die Wissenschaftler aus der Arbeitsgruppe von Prof. Dr. Heiko Hecht starke Effekte. Demnach fühlten sich Versuchspersonen durch die 3-D-Technologie mehr in Action- und Horrorfilme hineingezogen, sie waren jedoch emotional distanzierter von den Hauptdarstellern in den Dokumentarfilmen als bei 2-D.
Ob es sich bei den 3-D-Filmen um echte oder algorithmisch hergestellte Filme handelt, ist kaum von Bedeutung. Das widerspricht zwar der üblichen Annahme, dass die Stereodisparität der Augen, also die Differenz der unterschiedlichen Blickwinkel beider Augen auf ein Objekt, korrekt reproduziert werden muss. „Tatsächlich scheint unser visuelles System aber überraschend tolerant zu sein, wenn es Informationen des linken und rechten Auges zu einem einzelnen stereoskopischen Bild zusammenbringen soll“, erklärt Baranowski, Erstautor der Studie, zu den Ergebnissen. Er weist allerdings darauf hin, dass die Filme mit den verschiedenen 3-D-Technologien hintereinander gezeigt wurden und die Unterschiede bei einem direkten Vergleich der Technologien nebeneinander vielleicht stärker ausfallen würden.
Veröffentlichung:
Andreas M. Baranowski, Kristina Keller, Julia Neumann, Heiko Hecht
Genre-dependent effects of 3D film on presence, motion sickness, and protagonist perception
Displays 44, 53-59, 1. Juli 2016
DOI: 10.1016/j.displa.2016.06.004
Foto:
http://www.uni-mainz.de/bilder_presse/02_psychologie_3-d-filme_01.jpg
Versuchsperson bei dem Betrachten eines 3-D-Films
Foto/©: Andreas Baranowski, JGU
Kontakt und weitere Informationen:
Dipl.-Psych. Andreas Baranowski
Abt. Allgemeine Experimentelle Psychologie
Psychologisches Institut
Johannes Gutenberg-Universität Mainz
55099 Mainz
Tel. +49 6131 39-39278
Fax +49 6131 39-39268
E-Mail: baranowski(at)uni-mainz.de
https://www.blogs.uni-mainz.de/fb02-aep/baranowski-andreas/
Weiterführende Links:
<link http: www.sciencedirect.com science article pii s0141938215300214>